Rudi Rennmaus

  • ist ein Förder- und Beobachtungsspiel für den Elementarbereich
  • wird als Brettspiel mit maximal vier Kindern gespielt
  • ist künstlerisch anspruchsvoll gestaltet und enthält reichhaltiges Arbeitsmaterial
  • enthält Beobachtungsmerkmale im basalen Bereich und in schulnahen Vorläuferkompetenzen
  • die Beobachtung erfolgt in einem kindgerechten Zusammenhang: im Spiel mit Gleichaltrigen – das soziale Engagement und das Verhalten im Umgang mit den anderen Kindern wird erkennbar
  • unterstützt das Erkennen von Stärken und Schwächen durch strukturierte Beobachtungsaufgaben im Sinne vo Schatzsuche statt Fehlerfahndung
  • ermöglicht von den Stärken des Kindes ausgehend das Führen von Elterngesprächen
  • entstand aus der Praxis für die Praxis

In die Idee und Entwicklung des Förderspiels fließen 20 Jahre Erfahrung mit Kindern in Kinder­tages­einrichtungen, schul­vorbereitenden Einrichtungen (SVE), mobiler sonder­pädagogischer Hilfe (MSH), Frühförder­stellen, Ergotherapie und Schul­eingangsdiagnostik.

Das Spiel wird in Kooperation mit den Steinhöringer Werkstätten für behinderte Menschen produziert und vertrieben.

Die Realisierung des Projektes erfolgte mit Unterstützung des Ministeriums für Unterricht und Kultus in Bayern.

<strong>Prof. Dr. Ulrich Heimlich:</strong><br /> Das Beobachtungs- und Förderspiel 'Rudi Rennmaus'<br /> im Rahmen der Prävention von Lernschwierigkeiten
Prävention durch Integration

Es ist seit langem bekannt, dass frühzeitige Hilfen für Kinder mit Lern- und Entwicklungsproblemen die besten Hilfen sind. Was in den ersten Lebensjahren an Förderung versäumt wird, das kann zu einem späteren Zeitpunkt meist nur mit großem Aufwand – wenn überhaupt – nachgeholt werden. Bei Kindern, die in den ersten Schuljahren massive Lernprobleme in der Auseinandersetzung mit den schulischen Leistungsanforderungen haben, zeigt sich immer wieder, dass eine rechtzeitige Diagnose und eine darauf aufbauende gezielte Förderung sinnvoll gewesen wäre, jedoch vielfach nicht stattgefunden hat. Besonders die Gruppe der Risikokinder könnte bereits im Kindergartenalter erkannt und bei entsprechender Förderung noch effektiver auf die Schule vorbereitet werden. Der Regelkindergarten ist also hier die wichtigste Bildungs- und Erziehungsinstitution, um eine Prävention von Lernschwierigkeiten zu erreichen. Gerade durch die verstärkte Aufnahme von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in den Regelkindergarten mit dem Ziel des bedarfsgerechten Ausbaus der Integration wird bereits eine hohe pädagogische Qualität erreicht, die allen Kindern zugute kommt. Offen bleiben häufig die spezifischen Diagnose- und Förderangebote bezogen auf die Gruppe der Risikokinder. Hier wird es zukünftig besonders für die Heilpädagogen/ -innen in der mobilen sonderpädagogischen Hilfe (msH) darauf ankommen, dass sie ihre Diagnose- und Förderkompetenz auch im Regelkindergarten in der integrativen Gruppe zur Verfügung stellen und in möglichst enger Weise mit Erzieherinnen kooperieren. Für diesen Aufgabenbereich ist das Spiel „Rudi Rennmaus“ entwickelt worden.

Diagnose und Förderung im Spiel

Neben dem wunderschön gestalteten Spielmaterial, das vielfältige und kindgerechte Spielformen erlaubt bietet „Rudi Rennmaus“ gezielte Beobachtungsmöglichkeiten für die Erzieherin an. Sie kann in einer entspannten Situation auf die Kompetenzen der Kinder im Bereich der Sprache, der Wahrnehmung, der Kognition, der Motorik und des Verhaltens achten. Durch gezielte Aufgaben, die das Brettspiel „Rudi Rennmaus“ ebenfalls enthält, wird nicht nur das kindliche Bedürfnis nach Aktivität und Ausdrucksmöglichkeit angesprochen. Hier zeigen die Kinder auch im buchstäblichen Sinne, was sie können, wenn sie u.a. klatschen, Tiere raten, Geheimzeichen erkennen, Perlen auffädeln, Balancieren oder Käseecken verteilen sollen. Sicher kann man diese Aktivitäten täglich bei Kindern im Kindergarten beobachten. Beim Spiel „Rudi Rennmaus“ werden diese Tätigkeiten jedoch als Spielaufgaben bei den Kindern bewusst angeregt. Erste Erprobungen mit dem Spiel „Rudi Rennmaus“ zeigen, dass die Kinder mit einer hohen Motivation auf das Spielmaterial bzw. die Spielregel reagieren und die Freude am Spiel bei „Rudi Rennmaus“ nicht verloren geht. Zusätzlich kann „Rudi Rennmaus“ auch dazu beitragen, dass die Erwachsenen (als Erzieherinnen, Eltern, Heilpädagogen/ -innen) miteinander ins Gespräch kommen und Probleme einzelner Kinder direkt ansprechen. Gemeinsam können dann entsprechende Fördermaßnahmen entwickelt werden, die im Idealfall von allen Beteiligten getragen werden. „Rudi Rennmaus“ ist selbstverständlich ein Spiel für alle Kinder, das ebenso in der Kindergartengruppe gemeinsam gespielt werden kann. Auch die Förderung sollte stets in der Kindergartengruppe unter Beteiligung von Kindern mit unterschiedlichen Fähigkeiten stattfinden. Insofern trägt „Rudi Rennmaus“ auch zur Integration von Risikokindern in den Regelkindergarten bei.

München, im Mai 2005

Univ.-Professor Dr. paed. Ulrich Heimlich lehrt und forscht mit dem Schwerpunkt Sonderpädagogik / Lernbehindertenpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München